Rhesusinkompatibilität in der Schwangerschaft

Es handelt sich um eine Unverträglichkeit (Inkompatibilität) der mütterlichen und kindlichen Blutgruppe im Bezug auf den Rhesusfaktor.

Überblick

Es handelt sich um eine Unverträglichkeit (Inkompatibilität) der mütterlichen und kindlichen Blutgruppe im Bezug auf den Rhesusfaktor. Kindliche rote Blutkörperchen werden durch mütterliche Antikörper aufgelöst (Hämolyse, Morbus hämolyticus neonatorum), was für das Kind lebensbedrohlich sein kann. Wichtig sind deshalb die Schwangerschaftskontrollen inkl. Blutgruppenbestimmung von Mutter und Kind.

Symptome

Vor der Geburt
  • Blutarmut (fetale Anämie)
  • Hydrops fetalis: Wasser wird ins Gewebe und die Körperhöhlen des Kindes eingelagert
    • Lebensbedrohlicher Zustand (u.a. Herzversagen möglich)
    • Häufigste Ursache für den Tod des ungeborenen Kindes bei Rhesusinkompatibilität
  • Kompensation der Blutarmut: Vergrösserung der Milz und der Leber (sog. Hepatosplenomegalie)
Nach der Geburt
  • Sauerstoffmangel (Hypoxie)
  • Neugeborenen-Blutarmut (Anaemia neonatorum)
  • Neugeborenen-Gelbsucht (Icterus neonatorum)
    • Plazenta (Mutterkuchen) hilft nicht mehr mit beim Abbau von Stoffwechselprodukten
    • Kann durch sog. "Kernikterus" lebensbedrohlich sein
Komplikationen

Heute sind Komplikationen aufgrund von Rhesus-Unverträglichkeiten in der Schwangerschaft in den industrialisierten Ländern dank der Anti-D-Prophylaxe (s. unten) sehr selten. Bei fehlender Prophylaxe kann es zur beschriebenen Symptomatik kommen.

Ursache und Behandlung

Ursache

Blutgruppeninkompatibilität
  • Inkompatibilität im AB0-System
    • Meist unauffällige bis milde Symptomatik
    • Ca. 1:100 aller Schwangerschaften
    • Bereits bei der ersten Schwangerschaft möglich
  • Inkompatibilität im Rhesussystem
    • Meist ist der Rhesusfaktor D involviert
    • Erblich vorbestimmt; Faktor kann entweder positiv oder negativ sein
    • Ca. 15% der Bevölkerung sind Rhesus-negativ
Rhesusinkompatibilität
  • Rhesus-negative Mutter muss Kontakt mit körperfremdem Rhesus-positivem Blut gehabt haben
  • Sensibilisierung gegen das Rhesusfaktor D-Antigen (auf der Oberfläche der körperfremden Blutkörperchen)
  • Das Immunsystem bildet Anti-D-Antikörper (gegen Rhesus-positives Blut)
  • Deshalb erstes Kind in einer Schwangerschaft normalerweise nicht betroffen
  • Bei der Geburt: Mischung von Blut zwischen der Mutter und dem Neugeborenen
    • Rhesus-negative Mutter bildet deshalb bei einer Schwangerschaft mit einem Rhesus-positiven Kind Anti-D-Antikörper
    • In einer zweiten Schwangerschaft einer Rhesus-negativen Frau mit einem Rhesus-positiven Kind zerstören die Antikörper die roten Blutkörperchen des Kindes (Hämolyse)
Risikofaktoren für eine Sensibilisierung einer rhesusnegativen Frau
  • Vorausgegangener Abort oder Schwangerschaftsabbruch
  • Vorausgegangene Schwangerschaft mit einem Rhesus-positivem Kind
  • Bluttransfusionen
  • Blutungen während der Schwangerschaft
  • Eileiterschwangerschaft
  • Gynäkologischen Eingriffe

Weiterer Verlauf in der Arztpraxis / im Spital

Mögliche Untersuchungen
  • Blutuntersuchung der Mutter (Blutgruppe, Suchen der Antikörper)
  • Blutgruppenbestimmung des Kindes (aus mütterlichem Blut mögl.)
  • Ultraschall der Nabelschnurgefässe (Doppler-Sonographie)
  • Blutbild des Neugeborenen
    • Zeichen einer Zerstörung der roten Blutkörperchen (Hämolyse)
    • Anlagerung von Antikörpern
Mögliche Therapien
  • Bluttransfusion in die Nabelschnurvene beim ungeborenen Kind (nur in Zentren)
  • Gabe von Eisen und roten Blutkörperchen
  • Phototherapie des Neugeborenen (Therapie mit Licht)
  • Rhesusprophylaxe bei Rhesus-negativen Frauen
    • Standardmässige Verabreichung einer Anti-D-Prophylaxe bei Schwangeren in der 28.-30. Schwangerschaftswoche und nach der Geburt
    • Nach invasiven Eingriffen, Blutungen in der Schwangerschaft
    • Nach Abort, Eileiterschwangerschaft oder Abbruch einer Schwangerschaft

Was kann ich selbst tun?

  • Wahrnehmen der Routinekontrollen in der Schwangerschaft (Vorsorgeuntersuchungen)

Wann zum Arzt?

  • Zu Beginn einer Schwangerschaft für die geburtshilfliche Begleitung
    • Blutgruppe und das Rhesussystem werden erfasst
    • Antikörper-Suchtest (sollte negativ ausfallen)
  • Grundsätzlich für die Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft

Weitere Informationen

Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie
www.swiss-paediatrics.org

Schweizerischer Hebammenverband
www.hebamme.ch

Synonyme

Rhesusinkompatibilität in der Schwangerschaft, Rhesusinkompatibilität, Schwangerschaftskomplikation, Blutgruppe, Rhesus, Morbus hämolyticus neonatorum, Rhesus-Unverträglichkeit (Schwangerschaftskomplikation), Rhesusunverträglichkeit, Fetale Erythroblastose, Erythroblastosis fetalis, Fetopathia serologica

Haftungsausschluss

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