Eisbad: So wirkt es auf unsere Abwehrkräfte

Mann nimmt während Winter im See ein Eisbad.

Ein Eisbad im Winter ist nicht nur für Hartgesottene schon seit Jahren im Trend. Worauf man unbedingt achten sollte und was wir von Wim Hof lernen können.

Ist Eisbaden gesund?

Auch oder gerade im Winter den Sprung ins kühle Nass zu wagen, liegt im Trend und wird jedes Jahr beliebter. Das Eisbad, Winter- oder Eisschwimmen verspricht viele gesundheitliche Vorteile, aber was steckt tatsächlich dahinter und ist es wirklich so gesund, wie es angepriesen wird? Die Antwort nicht so einfach. Auch wenn viele Hartgesottene von der positiven Wirkung eines regelmässigen Eisbades oder einer kalten Dusche schwärmen, birgt das eiskalte Wasser auch Risiken.

Die Vorteile des Eisbads

Ein Bad im kalten Wasser führt zur Aktivierung des Herz-Kreislaufsystems und der Atmung. Dabei wird auch Adrenalin ausgeschüttet, welches mit dafür verantwortlich ist, dass man sich nach dem Eisbad erfrischt und euphorisch fühlen kann. Dieser Rausch und das prickelnde Rückkehren der Wärme füllen uns mit Energie und verleiten viele dazu, sich immer wieder aufs Neue diesem Reiz auszusetzen.

Einem Eisbad werden ausserdem noch weitere Wirkungen nachgesagt, die allerdings umstritten sind:

  • Immunsystem stärken
  • psychische Resilienz
  • schnellere Regeneration
  • aktiviert die Fettverbrennung (zur Wärmeproduktion, Stichwort braunes Fettgewebe)

Eisbad: Was sind die Gefahren?

Die Gefahr im kalten Wasser lauert jedoch nur selten in der Unterkühlung. Andere Phänomene wie der Kälteschock oder Schwimmversagen können schon vor einer Unterkühlung schlimme Folgen nach sich ziehen. Lassen wir uns aber nicht zu früh vom kalten Wasser abschrecken. Indem wir die Gefahren verstehen, können wir mit ein paar Verhaltensempfehlungen der genannten Risiken deutlich senken.

Kälteschock

Bei einem Fall ins kalte Wasser kann es zu einem Kälteschock kommen. Die schnelle Abkühlung setzt mehrere physiologische Reaktionen in Gang: wir atmen einmal tief ein (Atemreflex) und beginnen danach unkontrolliert zu hyperventilieren. Bleibt unser Kopf dabei über Wasser, ist das erstmal nicht weiter gefährlich. Solange man beim Atemreflex kein Wasser einatmet, stimuliert der Kälteschock Atmung, Herz und Blutdruck.

Gut zu wissen: Der Reaktionen auf einen Kälteschock lassen nach ca. 2-3 Minuten nach und können durch Training auch etwas abgeschwächt werden.

Unterkühlung

Fällt unsere Temperatur unter 35°C, spricht man von einer Unterkühlung. Wie lange sie andauert, ist von verschiedenen Faktoren wie Wassertemperatur, der Person (Grösse, Geschlecht, Fitness, Fettanteil, etc.) und Kleidung abhängig. Während den ersten 3 Minuten im kalten Wasser kühlt erstmal die Haut ab. Danach beginnen auch die oberflächennahen Muskeln und Nerven auszukühlen.

Atemtechnik nach Wim Hof

Wim Hof, auch «The Iceman», ist der Erfinder einer speziellen Atemtechnik, die dabei helfen soll, den Körper, aber vor allem die eigene Widerstandskraft zu stärken. Der niederländische Extremsportler experimentiert mit der Wirkung von Kälte in Kombination mit Atemtechniken und Yogaübungen. Auch wenn seine Methode sehr umstritten ist: die Wirkung von Atemübungen, Kälte & Mentaltraining für starke Abwehrkräfte kann man sich durchaus zu Nutze machen.

Vorbereitung auf das Eisbad

Beim Eisbaden geht man von kurzen Badezeiten bis zu höchstens 5 Minuten aus. Eisschwimmer, die längere Distanzen im Winter schwimmen möchten, sollten sich gut darauf vorbereiten.

  • Kälteresistenz trainieren
  • Regelmässig kurze Eisbäder nehmen – mit wärmeren Temperaturen beginnen und sich langsam in kälteres Gewässer vortasten
  • Als Vorbereitung abwechselnd kalt und warm duschen, dabei versuchen die Atmung zu kontrollieren
  • Mentales Training
  • Bei Bedenken oder Vorerkrankungen vorgängig den Arzt kontaktieren

Tipps für sicheres Eisbaden

  1. Langsam ins kalte Wasser steigen, damit sich der Körper an die Kälte gewöhnen kann
  2. Kopf über Wasser halten
  3. Nicht allein schwimmen und eine Schwimmhilfe (z.B. Boje) mitnehmen
  4. Nach max. 5 Minuten wieder aus dem Wasser steigen und warme Kleidung anziehen
  5. Kopf und Haare bedecken: über den Kopf geht viel Wärme verloren, vor allem bei nassen Haaren
  6. Nach dem Eisbad langsam wieder aufwärmen

Ab wann ist Wasser zu kalt?

Experten warnen vor Wasser mit Temperaturen unter 15°C, da potenziell gefährliche Körperreaktionen um die 10 bis 15°C gehäuft auftreten. Unsere Körperkerntemperatur liegt mit 35°C jedoch deutlich darüber, deshalb kann man auch im wärmeren Wasser mit Temperaturen unter 35°C auf Dauer bereits unterkühlen.

Tauchreflex

Im kalten Wasser können wir nur etwa 10 Sekunden lang die Luft anhalten. Zudem kommt es zum sogenannten Tauchreflex, wenn der Kopf unter Wasser ist: unsere Atmung, Herzfrequenz und Blutdruck nehmen ab. Dieser Zustand überfordert das Herz und den Kreislauf. Menschen mit Vorerkrankungen sollten sich daher vor dem Eisbad vom Arzt beraten lassen.

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