Im Gespräch mit Caroline Fux: Auf Augenhöhe in jeder Beziehung
Das Liebesglück gibt es nicht umsonst, auch wenn es sich viele Menschen wie ein wunderschönes regenbogenfarbenes Einhorn vorstellen. Caroline Fux beschreibt in einem Interview bildhaft, wie wichtig es ist, eine Paarbeziehung zu pflegen.
Gibt es ein Patentrezept für DIE alltagsresistente Liebesbeziehung?
Die meisten Menschen idealisieren das Thema Paarbeziehung. Ihr Ziel ist es, den oder die Richtige zu finden. Alles soll ablaufen wie im Märchen. Dabei es handelt sich eher um ein gemeinsames Projekt, das nie wirklich abgeschlossen ist. Die Mitspielenden verändern sich. Dazu braucht es bestimmte Spielregeln, die immer wieder gemeinsam angepasst werden müssen. Liebe ist viel rationaler, als man wahrnehmen will. Ich investiere beispielsweise viele Übungsstunden, bis ich ein Instrument beherrsche. Und die Liebe soll mir nur so in den Schoss fallen?
Im Buch «Was Paare stark macht» sprechen Sie vom Beziehungshaus. Wie muss man sich das vorstellen?
Jede Partnerin und jeder Partner ist ebenbürtig und eine tragende Säule. Das WIR ist das schützende Dach und hält zusammen. Aber nicht alle Leute haben das gleiche Traumhaus: Für den einen ist das Wohnmobil die Definition des Glücks. Für den anderen ist es die Alphütte oder die Zwölf-Zimmer-Villa. Jedoch können sich diese Beziehungsträume im Verlauf der Zeit verändern. Deshalb ist Kommunikation so wichtig. Man muss die Entwicklung des anderen akzeptieren und sich verbunden fühlen. Damit die Beziehung funktioniert, braucht es die Bereitschaft, kontinuierlich an ihr zu arbeiten.
Nähe und Distanz, wie viel darf es sein?
Das ist wie bei allen Beziehungsthemen individuell. Manche Menschen brauchen viel Nähe, andere weniger. Das muss man miteinander aushandeln und eine Balance finden.
Wie hat sich die Pandemie auf die Beziehungen ausgewirkt?
Der Lockdown wirkte für viele Paare wie ein Vergrösserungsglas: Gute Beziehungen wurden besser. Diese Leute genossen die Entschleunigung. Lag die Beziehung jedoch in Schieflage, eskalierte es. Ein Ausweichen war unmöglich, der nötige Freiraum fehlte. So nimmt das Zusammengehörigkeitsgefühl ab, die Distanz wächst, man redet nicht mehr.
Wie kann man dem entgegenwirken?
Indem wir offen und bereit sind, unsere Beziehung aktiv zu gestalten und die Monotonie aussen vor lassen. Eine Beziehung ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Viele kleine Aufmerksamkeiten sind wirkungsvoller als ein einmaliges Candlelight-Dinner.
Über welche Themen sollte ein Paar sprechen?
Es gibt wichtige Themen, wie etwa Treue und Grenzen, über die sich jedes Paar im Klaren sein sollte. Genauso wichtig ist der regelmässige Austausch im Alltag. Die Partnerin und der Partner sollten sich selbst und gegenseitig dabei die folgenden Fragen stellen: Wo stehe ich? Wo stehst du, in welche Richtung schaust du? Wo stehen wir als Paar? Dabei man sich nicht ständig in allem einig sein, aber wenn sich Paare erzählen, was bei ihnen gerade aktuell ist, dann hat Entfremdung keine Chance.
Eine Checkliste für Paare
Über diese Themen sollte jedes Paar mindestens einmal ausführlich gesprochen haben.
- Kommunikation: Haben wir als Paar einen Kommunikationston und eine Kommunikationsform, um uns konstruktiv auszutauschen?
- Treue und Grenzen: Definition? Welche Rolle spielen sie in unserem Alltag?
- Pflege des Wir-Gefühls: Was verbindet uns als Paar? Was macht uns zum Team?
- Gemeinsamkeiten und Unterschiede: In welchen Dingen ticken wir gleich? Wie gehen wir mit Unterschieden um?
- Streit und Konflikte: Wie ist es, wenn wir uns streiten? Können wir die Reaktion des anderen nachvollziehen?
Ihre Gesundheitspartnerin
Als Gesundheitspartnerin setzen wir uns ein für ein gesundes Leben, für aktives Gesundwerden und einen bewussten Umgang mit Krankheit.