Was der Haut wirklich gut tut

Was der Haut wirklich gut tut

Um jeden Preis jung aussehen wollen, ist die falsche Maxime, sagt der Zürcher Dermatologe Severin Läuchli. Gesunde Haut und gute Ausstrahlung hat wenig mit Schönheitsnormen und Werbeversprechen zu tun.

Herr Läuchli, was tun Sie Gutes für Ihre Haut?

Ich pflege sie regelmässig, schaue, dass sie nicht austrocknet. Und schütze sie vor der Sonne.

Warum ist Sonnenschutz wichtig?

Er ist, neben dem Nichtrauchen, eine der wenigen Anti-Aging-Massnahmen, die bewiesen und wirksam sind. UV-Licht ist für die Hautalterung der entscheidende Faktor. Ein Mensch, der viel an der Sonne ist, wird 10 Jahre früher die gleichen Falten haben wie einer, der sich konsequent davor schützt.

Hat sich inzwischen herum­gesprochen, dass pralle Sonne und Solarien zu meiden sind?

Die meisten haben schon einmal darüber gelesen oder davon gehört, aber es gibt noch immer erstaunlich viele Menschen, die sich braun brennen lassen. Dies nicht zu tun, dafür sollte allein die beschleunigte Hautalterung Grund genug sein. Einmal abgesehen vom Krebsrisiko. Hautkrebs ist der Maximalschaden, der durch zu viel Sonne entstehen kann.

Klären Sie als Dermatologe über dieses Risiko auf?

Das gehört zu jeder Konsultation, unsere Klinik beteiligt sich darüber hinaus an den Sonnenschutzkampagnen der Krebsliga. Dass die Haut schneller altert, ist hier natürlich ein Nebenaspekt. Er beeindruckt die Leute schlussendlich aber oft mehr. Sie sagen: Ich gehe nicht davon aus, Hautkrebs zu bekommen, aber Falten will ich auf keinen Fall!

Warum sitzt die Angst vor Falten so tief?

Weil Jugendlichkeit mit Schönheit, Kraft und Vitalität assoziiert wird. Falten, die ans Altwerden erinnern, passen nicht in dieses Bild. Die meisten Menschen wünschen sich deshalb eine glatte Haut. Es gibt Kulturen, in denen das Alter und die Weisheit höher bewertet werden, aber in unserer westlichen Welt gilt das jugendliche Äussere als begehrens- und erstrebenswert.

Ein Wettlauf, den wir zwangs­läufig verlieren, wir altern schliesslich alle.

Es wäre schön, wenn wir den Alterungsprozess als etwas Natürliches akzeptieren könnten. Denn mit der Vorgabe, dass nur junges Aussehen zählt, entsteht ein enormer Leistungs- und Konkurrenzdruck, das kann für den Einzelnen zur Belastung werden. Davon sind bereits junge Menschen betroffen. Frauen, kaum Mitte 20, fragen bereits nach kosmetischen Eingriffen, weil sie denken, einem Schönheitsideal nicht zu genügen.

Was raten Sie diesen jungen Frauen?

Sich selbst besser zu akzeptieren. Dasselbe würde ich auch älteren Frauen oder Männern raten, denen grosse Eingriffe wie ein Facelifting vorschweben. Wenn jemand mit seinem Äusseren generell unzufrieden ist, stecken oft tiefere Probleme dahinter. Selbstakzeptanz und ein gesünderer Lebensstil sind hier sicher die besseren Mittel.

Das Angebot des Schön­heitsmarktes ist aber verführerisch. Es gibt kaum einen Körperteil, der sich nicht optimieren lässt.

Das ist so, aber nicht alles, was machbar ist, ist sinnvoll. Zumal Patienten manchmal in einen Strudel geraten und gleich nach dem nächsten Eingriff fragen, kaum haben sie den einen vornehmen lassen. Es ist Aufgabe eines verantwortungsvollen Arztes, stopp zu sagen.

Lehnen Sie Schönheitseingriffe generell ab?

Nein, aber ich finde es bedenklich, wenn wir es zur gesellschaftlichen Norm erheben, dass jeder sein Aussehen verändern muss. Oder wenn jemand einen Eingriff plant aus schierer Panik vor dem Älterwerden. Ist man hingegen grundsätzlich im Reinen mit sich und möchte halt die Zornesfalte weghaben, die einen schon immer gestört hat – warum nicht? Oft helfen minimale Dinge, mit denen grosse Wirkung zu erzielen ist. Ich finde, Schönheit darf nicht gemacht aussehen, das wirkt schnell künstlich. Am besten sind jene Eingriffe, die die Umgebung vielleicht gar nicht wahrnimmt.

Die Kosmetikindustrie wirbt mit speziellen Produkten für jugendliches Aussehen. Bringen diese einen sichtbaren Effekt?

Das meiste ist nicht belegt. Einen gewissen Effekt können sie aber durchaus erzielen. Schon eine normale Feuchtigkeitspflege lässt die Haut ja etwas straffer aussehen. Dann gibt es wirksame Inhaltsstoffe, etwa Vitamin-A-Säure-Derivate. Sie regen die Neubildung der obersten Hautschicht an. Das Gesicht wirkt dadurch glatter. Wir setzen diese Methode vor allem bei Akne ein, aber es wirkt auch gegen Falten.

Schönheit kommt von innen. Ist das mehr als eine Binsenweisheit?

In gewisser Weise stimmt es schon. Zum Anti-Aging gehört nach meiner Auffassung mehr als eine faltenfreie Haut. Es braucht ein umfassendes Konzept, das uns jünger fühlen und vielleicht jünger aussehen lässt. Einiges können wir mit einer umsichtigen Lebensweise beeinflussen: Bewegung, wenig Alkohol, keine Zigaretten, genügend Schlaf. Gesunde innere Organe und eine ausgewogene Ernährung gehören ebenfalls dazu. Hier gibt es bislang zwar keine harten Daten, aber erste Hinweise. Wenn der Körper durch die Ernährung in einem ständigen Entzündungszustand ist, werden mehr freie Radikale produziert, und dies kann die Hautalterung beschleunigen.

Inwiefern kann falsche Hautpflege Schaden anrichten?

Die Folgen sehen wir in der Dermatologie täglich. Wer sehr trockene Haut hat und dazu vielleicht noch zu Allergien neigt, entwickelt oft Ekzeme. Die Haut entzündet sich, es können sich Bläschen, Krusten oder Schuppen bilden. Aber auch das Gegenteil ist der Fall, mit überfetteter Haut. Daraus können beispielsweise gewisse Akneformen entstehen.

Weniger ist bei der Hautpflege mehr. Stimmt dieser Grundsatz?

Ja, im Grunde reicht ein gutes Reinigungspräparat und eine Feuchtigkeitscreme. Es ist wichtig, die richtige Balance zu finden. Ich würde nach dem Prinzip vorgehen: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Wer trockene Haut hat, wählt eine fettende Pflege. Bei fettiger Haut hingegen kann man darauf verzichten oder eine Lotion auftragen, die weniger rückfettend ist. Bei normaler Haut braucht es im Prinzip gar keine Creme, aber auch keine Seife. Sich nur mit Wasser waschen, wäre das Beste, die Haut würde dann in einem natürlichen Gleichgewicht bleiben.

Was spricht gegen Seife?

Sie trocknet die Haut stark aus und lässt die oberste Hautschicht aufquellen, das kann zu Irritationen führen. Besser ist eine synthetische Seife, ein Syndet. Es ist schonender und wird auch mit rückfettenden Substanzen angeboten. Dies aber ist nicht zwingend notwendig.

Hautpflege darf Spass machen, es sollte sich gut anfühlen, wenn sie aufgetragen ist.
Dermatologe Severin Läuchli

Die Auswahl an Pflege­mitteln ist riesig. Woher weiss ich, was das Richtige ist?

Es austesten – so finden Sie am besten heraus, was für Sie passt und was Sie subjektiv als angenehm empfindet.

Es gibt Pflegelinien, die sündhaft teuer sind. Lohnt es sich, für Cremes viel Geld auszugeben?

Teuer ist nicht zwingend besser. Die Standardcreme aus dem Grossverteiler kann ebenso gut oder vielleicht sogar besser sein als das 200 Franken teure Produkt mit Goldpartikeln oder Kaviar.

Was möchten Sie nun lesen?

Gut betreut mit der CSS

Symptome prüfen
Empfehlung erhalten, Arzt­termin buchen und vieles mehr.
Well-App entdecken
Gesundheitscoach
Lassen Sie sich zu Gesundheits­themen persönlich beraten.
Service kennenlernen
Ärztliche Zweitmeinung
Holen Sie sich kostenlos eine zweite Meinung.
So einfach geht's