Tinnitus: welche Arten gibt es und sind sie heilbar?

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Während sich ein akuter Tinnitus meist gut behandeln lässt, ist Heilung bei einem chronischen Tinnitus eher unwahrscheinlich. Dennoch können Betroffene dank verschiedenen Behandlungsmethoden lernen, mit den Ohrgeräuschen besser zu leben.

Was ist ein Tinnitus?

Mehr als ein Drittel der Menschen nimmt dauernde oder vorübergehende Ohrgeräusche wahr, die von Mitmenschen in den meisten Fällen nicht gehört werden und deren Ursache oft unklar bleibt.

Symptome bei Tinnitus

Pfeifen, Rauschen, Sausen, Brummen oder Klingeln: Ohrgeräusche können alle möglichen Ausprägungen annehmen. Zu den Hauptsymptomen zählen:

  • Hämmern, Klopfen, Rauschen oder Zischen
  • Pfeifen, Piepsen, Klingeln
  • Rauschen, Summen

Am häufigsten bei einem bleibenden Tinnitus ist hohes Pfeifen. Der Ton ist andauernd, pulsierend oder an- und abschwellend, was die Lebensqualität massiv einschränkt.

Ist Tinnitus heilbar?

Um die Frage nach der Heilung eines Tinnitus beantworten zu können, muss zwischen den Arten unterschieden werden.

Subjektiver vs. objektiver Tinnitus

Die meisten Menschen leiden an einem subjektiven Tinnitus. Er zeichnet sich dadurch aus, dass nur die Betroffenen die störenden Geräusche wahrnehmen. Gegen einen subjektiven Tinnitus kann in der akuten Phase mit Infusionen und Medikamenten vorgegangen werden.

Die deutlich seltenere Tinnitus-Art ist die objektive. Die Geräusche kommen vom eigenen Körper und können auch von Aussenstehenden wahrgenommen werden. Hier kann eine Ursache ausgemacht werden, die somit je nach Fall durch Medikamente oder eine Operation behandelt werden kann.

Akuter Tinnitus

Fachleute unterscheiden zudem zwischen einem akuten und einem chronischen Tinnitus. In der akuten Phase wird der Tinnitus wie ein Hörsturz behandelt. Als akut gilt ein Tinnitus für einen Zeitraum von 3 Monaten.

Heilung bei einem akuten Tinnitus

Der akute Tinnitus verschwindet meist ohne Folgeschäden, nachdem die Grunderkrankung erfolgreich behandelt wurde.

Chronischer Tinnitus

Chronisches Pfeifen oder Rauschen hält länger als 3 Monate an und wird von einem weiteren Phänomen begleitet: Es liegt meist keine körperliche Schädigung vor, denn die Störung bildet sich im Gehirn. Was aber nicht heisst, dass sich Betroffene alles nur einbilden; sie haben vielmehr ein Wahrnehmungsproblem. Während das Gehirn versucht, die Störung auszugleichen, wird die Aktivität in der Hörbahn verstärkt und dies nehmen Patienten dann als Ohrgeräusch wahr.

Das Geräusch entsteht im Gehirn, obwohl eine Schädigung im Ohr nicht mehr nachgewiesen werden kann.
Rahul Gupta, Psychiater und Chefarzt der Tinnitusklinik in Chur

Tinnitus bei Stress

Warum das chronische Pfeifen insbesondere bei Stress oder psychischer Belastung als lauter empfunden wird, ist nicht eindeutig geklärt. Es könnte daran liegen, dass der Störungsausgleich im limbischen System passiert. Es ist für die Gefühlswelt zuständig.

Ist chronischer Tinnitus heilbar?

Bisher existiert keine universelle Therapie für chronische Tinnitus-Erkrankungen. Oftmals bleibt die Ursache unbekannt, was eine präzise Behandlung erschwert. Therapien können jedoch zumindest helfen, besser damit zu leben.

Mögliche Behandlung von chronischen Ohrgeräuschen

Klar indessen ist: Chronischer Tinnitus kann extrem belastend sein und Patienten in die Verzweiflung treiben. Rahul Gupta rät dann zu einer Therapie, wenn die Ohrgeräusche die Lebensqualität stark beeinträchtigen, Beruf, Familie und Hobbys darunter leiden. Ziel sei nicht, den Tinnitus loszuwerden, was ohnedies nur in Ausnahmefällen gelingt.

Ein spontanes vorübergehendes Aussetzen oder völliges Verschwinden des Tinnitus ist jederzeit möglich.

Stationärer Aufenthalt in Tinnitusklinik

Die Behandlung besteht meistens aus verschiedenen Elementen:

  • Entspannungstechniken
  • kognitive Verhaltenstherapie
  • alternative Heilmethoden wie Akupressur

Ans Geräusch gewöhnen

Patienten sollen bei einem mehrwöchigen stationären Aufenthalt lernen, die negative Wahrnehmung umzulenken, sich ans Geräusch zu gewöhnen und so im Alltag wieder besser klarzukommen. «Ein Grossteil der Patienten fühlt sich danach besser», sagt Rahul Gupta. Auf Dauer werden sie mit dem ungebetenen Gast im Ohr aber nur dann besser leben, wenn sie die gelernten Übungen auch daheim konsequent anwenden.

Tinnitus-Noiser als Therapiemöglichkeit

Als Tinnitus-Behandlung bietet sich ein Tinnitus-Noiser an. Dieser verursacht ein stetiges, ruhiges Rauschen, das leiser als der Tinnitus selbst ist. In einem ersten Schritt soll das Gehirn lernen, das Rauschen des Noisers und in einem Zweiten das des Tinnitus als unwichtig einzustufen und zu akzeptieren. In vielen modernen Hörgeräten ist so ein Noiser integriert. 

«Tinnitus Retraining Therapie»

Diese Art von Therapie umfasst 4 Bereiche:

  1. Krankheit erklären
  2. Psychologische Betreuung
  3. Entspannungsmethoden
  4. Einsatz von Geräten, die ablenkende Geräusche produzieren

Psychotherapie kann als Behandlungsmethode hilfreich sein

Ein Tinnitus aktiviert auch die Hirnareale, die Emotionen erzeugen. Deshalb leiden Tinnitus-Patienten oftmals an Angststörungen oder Depressionen. Dann empfiehlt sich zusätzlich ein/e Psychotherapeut/in oder ein/e Neurologin aufzusuchen.

Ursachen von Tinnitus

Schätzungsweise 800'000 Menschen leiden in der Schweiz unter Tinnitus. Mögliche Auslöser sind:

  • Hörsturz
  • Knalltraumen (der hohe Schalldruck von Feuerwerkskörpern oder nahen Blitzeinschlägen kann die Sinneszellen im Innenohr schädigen.)  
  • Verspannte Kiefermuskulatur durch nächtliches Zähneknirschen
  • Schreckgeräte für Marder oder Katzen, wenn sich deren Töne in einem für Menschen hörbaren Bereich befinden (Frequenz auf mindestens 21 Kilohertz oder höher einstellen)

Wann zum Arzt

Damit es nicht zu einem chronischen, nicht mehr heilbaren, Tinnitus kommt, lohnt es sich möglichst beim ersten Auftreten eines Ohrgeräusches den Arzt aufzusuchen. Ein neu aufgetretener Tinnitus lässt sich am ehesten durch eine ursächliche Behandlung zum Verschwinden bringen.

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