Fazialislähmung

Die zentrale faziale Lähmung hat ihren Ursprung im Gehirn, die Periphere geht auf eine Schädigung im Verlauf des Fazialisnerven zurück.

Überblick

Die zentrale faziale Lähmung hat ihren Ursprung im Gehirn, die Periphere geht auf eine Schädigung im Verlauf des Fazialisnerven zurück. Die entstehenden Gesichtslähmungen sind meist leicht erkennbar. Oft lässt sich keine klare Ursache finden (sog. idiopathische periphere Fazialisparese). Bei Lähmungserscheinungen im Gesicht sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Symptome

Der Fazialisnerv (lat. Nervus facialis) versorgt mit seinen Impulsen die mimische Muskulatur (Schliessen der Augen, Runzeln der Stirn, Lachen, Pfeifen, etc.).

Periphere Fazialisparese

  • Meist eine ganze Gesichtshälfte von der Stirn bis zum Kinn betroffen
    • Schwäche, inkomplette oder vollständige Lähmung
    • Kaumuskulatur nicht betroffen (anderer Nerv)
  • Dynamik der Lähmungserscheinung
    • Teilweise "Ankündigung" durch wenige Tage dauernde Schmerzen hinter einem Ohr oder in der Wange, teilweise Nackensteife
    • Lähmung tritt dann rasch auf (innerhalb weniger Stunden)
  • Gesichtsausdruck
    • Einseitig fehlende Mimik, daher maskenhaft
    • Haut der Stirn ist glatt, kann nicht mehr gerunzelt werden
    • Wange und Mundwinkel hängen schlaff hinunter
    • Spitzen der Lippen und Pfeifen unmöglich
  • Sensible Ausfälle (teilweise)
    • Berührungs-, Schmerz- oder Temperaturgefühl gestört
    • Halbseitiger Geschmacksausfall über der vorderen Zungenhälfte
    • Hörstörungen (zu lautes Wahrnehmen von Geräuschen)
  • Augenprobleme
    • Auge kann nicht mehr geschlossen werden
    • Lidschlag fehlt, der Rand des Unterlids ist nach aussen gedreht
    • Gefahr des Austrocknens sowie der Hornhaut- und Bindehautentzündung
  • Verlauf
    • Gute Aussicht auf zumindest teilweise Rückbildung und die Spontanheilungsrate erreicht 60 bis 80%
    • Gelegentlich bleiben Restsymptome zurück (z.B. Zuckungen der Gesichtsmuskulatur, Asymmetrie des Gesichts)

Zentrale faziale Parese

  • Überwiegend untere Gesichtshälfte betroffen (z.B. Mundregion)
  • Nervenimpulse für Bewegungen der Stirn und für den Lidschluss kommen von beiden Hirnhälften
    • Einseitiger Ausfall des Nervenzentrums wird durch die gesunde andere Hirnhälfte ausgeglichen

Ursache und Behandlung

Ursache

Lähmung vom peripheren Typ
  • Idiopathische Fazialisparese (Bell’sche Lähmung)
    • Überraschend auftretende periphere Lähmung
    • Keine eindeutig erkennbare Ursache
    • Oft im Anschluss an eine Erkältung
  • Mechanische Schädigung
    • Kompression (Quetschung) des Nervs im Bereich der Schädelbasis (Tumore, Knochenbrüchen der Schädelbasis)
  • Infektionen
  • Neurologische Erkrankungen: Multiple Sklerose, Parkinson
  • Ärztliche Eingriffe: Kleines Risiko z.B. bei Spritzen (Leitungsanästhesie)
Zentrale Fazialislähmung

Weiterer Verlauf in der Arztpraxis / im Spital

Mögliche Untersuchungen
  • Untersuchung der mimischen Muskulatur
  • Untersuchung von Gehörgang (Otoskopie) und Ohrmuschel
  • MRI (Magnetresonanztomographie)
  • CT (Computertomographie)
  • Untersuchung der „Nervenflüssigkeit“ (Liquor) bei Verdacht auf eine infektiöse Ursache
  • Messung der elektrischen Muskelaktivität (Elektromyographie, besonders bei verzögertem Heilungsverlauf)
Mögliche Therapie
  • Gabe von Kortisonpräparaten
  • Behandlung möglicher Ursachen
    • Virostatika (Mittel gegen Viren) bei Nachweis von Herpes- oder Zosterbläschen
    • Antibiotika bei Borreliose
  • Operation
    • Falls Restlähmungen zurückbleiben
    • Verschiedene plastisch-chirurgische Massnahmen (abhängig von den Ausfallserscheinungen)

Was kann ich selbst tun?

  • Bei fehlendem Lidschluss: Schutz des Auges
    • Künstliche Tränenflüssigkeit tagsüber (Verhindert ein Austrocknen)
    • Nachts Anfeuchten mit Augensalbe
    • Auge nachts mit Schutzklappe versehen
  • Bewegungsübungen vor dem Spiegel (können Restfunktionen fördern und zur Rehabilitation beitragen)
    • Nicht zu viel trainieren, 20 bis 30 Minuten täglich (in 3-4 Etappen) genügen
  • Helm tragen bei riskanten Arbeiten und Sportarten

Wann zum Arzt?

  • Lähmungserscheinungen im Gesicht (z.B. Lidschluss, Stirnrunzeln oder Pfeifen unmöglich)
  • Gesichtslähmung begleitet von starken Ohrschmerzen (Notfall)
  • Medikamente wirken in der Frühphase besser, deshalb keine Zeit verlieren

Synonyme

Fazialislähmung, Fazialisparese, Gesichtslähmung

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