Leben ohne Prostata: Folgen einer Prostataoperation
Bei einem Prostatakrebs muss häufig die ganze Prostata entfernt werden. Ein Leben ohne Prostata bringt jedoch gewisse Einschränkungen mit sich. Unter anderem kann Inkontinenz die Folge sein.
Funktion der Prostata
Die Prostata ist vereinfacht ausgedrückt ein Ventil, das den Urin- und Spermienfluss reguliert. Zudem ist sie für die Produktion der Samenflüssigkeit mitverantwortlich. Je älter ein Mann ist, desto grösser ist die Gefahr, an einer Prostataentzündung oder Prostatakrebs zu erkranken, der häufigsten Krebserkrankung bei Männern über 65 Jahre.
Behandlung von Prostatabeschwerden
Liegt ein behandlungspflichtiger Prostatakrebs vor, kann die ganze Prostata bestrahlt oder operiert werden. In sehr frühen Stadien kann auch nur ein Teil der Prostata mit Ultraschallwellen entfernt werden.
Prostata Operation
Dazu Prof. Dr. Daniel Eberli, Direktor der Klinik für Urologie an der Universitätsklinik Zürich: «Der Eingriff erfolgt in den meisten Fällen mit der sogenannten Da-Vinci-Methode, einer hochpräzisen Robotertechnik, bei welcher der Operateur den Roboterarm über eine Konsole lenken kann.» Diese minimal-invasive Eingriff erlaubt es nicht nur, dass Patienten rascher genesen. Sie ermöglicht auch, dass die Nervenbahnen, die entlang der Prostata verlaufen, und die für die Erektion mitverantwortlich sind, so gut wie möglich geschützt werden.
Einfluss auf Erektion
«Verläuft die Operation also planmässig und ist der Tumor nicht bereits zu gross, sollte sie keine Erektionsstörungen hervorrufen», betont Daniel Eberli. «Allerdings» so schränkt er ein, «erleben Männer ohne Prostata lediglich noch einen trockenen Orgasmus ohne Ejakulat, da wegen des fehlenden Organs keine Samenflüssigkeit mehr produziert werden kann.» Dies deshalb, weil nebst der Prostata jeweils auch die Endstücke der Samenleiter und die Samenblasen entfernt werden. Betroffene Männer sind nach einer Prostatektomie somit zeugungsunfähig.
Inkontinenz als Folge
Unmittelbar nach der radikalen Prostatektomie haben fast alle Männer erst einmal Probleme damit, den Urin zu halten. «Allerdings verschwindet im Verlauf der ersten Monate nach der radikalen Prostatektomie die Inkontinenz in den meisten Fällen wieder», sagt Daniel Eberli. «Bei etwa 5–10% der Betroffenen bleibt jedoch eine Inkontinenz bestehen, was in verschiedener Hinsicht zu einer Belastung werden kann.»
Inkontinenz bei Geschlechtsverkehr
Daniel Eberli erwähnt in diesem Zusammenhang insbesondere die Klimakturie, also die Harninkontinenz während der sexuellen Aktivität. «Die Klimakturie betrifft einen kleinen Teil der Patienten. Je länger jedoch die Operation zurückliegt, desto mehr schwächt sich das Problem ab.» Als möglich Massnahmen bieten sich das Wasserlassen vor der sexuellen Aktivität sowie das Tragen eines Kondoms an.
Therapie und Behandlung Prostatektomie
Grundsätzlich gebe es verschiedene Möglichkeiten, einer Harninkontinenz zu begegnen. Unter anderem sind dies:
- Gewichtsabnahme: Je höher das Gewicht, desto grösser der Druck auf Bauchraum und die Blase. Deshalb kann eine Gewichtsreduktion Patienten helfen, eine Inkontinenz zu lindern.
- Bewegung: Sie kann mithelfen, die Muskeln im Becken auf natürliche Weise zu stärken. Zu empfehlen sind zum Beispiel Gymnastik, Spazieren, Wandern, Radfahren oder auch Yoga.
- Rauchverzicht: Vor allem starke Raucher leiden unter chronischem Husten, was eine Belastung für den Beckenboden darstellt.
- Medikamente: Nützen konventionelle Methoden nichts, kann auf Anordnung des Arztes oder der Ärztin eine medikamentöse Behandlung versucht werden.
- Operation: Bei schwerer Inkontinenz, die mehr als ein Jahr dauert und bei der alle anderen Massnahmen versagt haben, kann auch ein operativer Eingriff ins Auge gefasst werden. «In diesen Fällen wird Betroffenen ein künstlicher Schliessmuskel eingesetzt, dank dem das Harnverhalten wieder unter Kontrolle gebracht werden kann.»
- Beckenbodentraining für Männer: Das Training verfolgt das Ziel, das noch verbliebene Schliessmuskelsystem der Harnröhre zu stärken, damit es wieder besser arbeitet.