Epileptischer Anfall: was tun?

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Das Miterleben eines epileptischen Anfalls kann grosse Unsicherheiten auslösen. Dabei müssen Anwesende nicht hilflos danebenstehen, sondern können für Epileptikerinnen und Epileptiker eine wichtige Stütze sein. Erfahren Sie, wie Sie sich während eines Anfalls richtig verhalten.

Epileptischer Anfall: Wie kann ich Erste Hilfe leisten?

«Meistens spüre ich ganz kurz davor, dass sich ein Anfall anbahnt. Nur einen Augenblick später liege ich auf dem Boden und weiss nicht mehr, was passiert ist», beschreibt ein Epileptiker seinen Anfall. Wenn auch nur für kurze Zeit, verlieren Menschen mit Epilepsie die Kontrolle über ihren Körper und fühlen sich danach oftmals desorientiert, unwohl und müde. Dieses Ausgeliefertsein führt oft zu Ängsten vor dem nächsten Anfall. Als Anwesende können Sie dieses Gefühl lindern, indem Sie Ruhe bewahren und für die betroffene Person da sind.

Die wichtigsten Verhaltensregeln während eines epileptischen Anfalls

Ein Anfall folgt keinem typischen Schema und kann sich bei betroffenen Personen ganz unterschiedlich äussern. So reagieren Sie bei jeder Anfallsform richtig:

  1. Bewahren Sie Ruhe: Hört sich einfach an, ist es aber nicht immer. Atmen Sie tief durch und bleiben Sie bei der Person. Auch wenn Sie alle Regeln vergessen sollten, ist es das Beste, was Sie in der Situation tun können.
  2. Schützen Sie die Person vor Verletzungen: Stellen Sie gefährliche Gegenstände weg und polstern Sie den Kopf weich. Lockern Sie die Kleidung um den Hals und nehmen Sie die Brille ab (falls vorhanden).
  3. Vermitteln Sie Halt und Nähe: Beobachten Sie den Anfall und bleiben Sie die ganze Zeit bei der Person.
  4. Schauen Sie auf die Uhr: Versuchen Sie, die Zeit im Blick zu behalten und rufen Sie den Notruf, falls der Anfall länger als drei Minuten dauert.
  5. Verabreichen Sie das verordnete Notfallmedikament (falls vorhanden): Falls Sie von einem Notfallmedikament Kenntnis haben und es griffbereit ist, verabreichen Sie dieses. Vermeiden Sie es jedoch, der Person in den Mund zu fassen, es besteht die Gefahr, dass Sie gebissen werden.
  6. Bieten Sie Hilfe an: Stehen Sie auch nach dem Anfall der betroffenen Person bei und bieten Sie Ihre Hilfe an. Schauen Sie, dass sie sich in Ruhe erholen kann und bringen Sie sie in die stabile Seitenlage, falls sie einschläft.

Das sollten Sie bei einem epileptischen Anfall nicht tun

Neben diesen Regeln gibt es allerdings auch Dinge, die Sie nicht tun sollten.

  • Verändern Sie die Lage der betroffenen Person nicht, ausser sie ist in Gefahr.
  • Versuchern Sie nicht das Krampfen durch Festhalten zu unterdrücken.
  • Stecken Sie der betroffenen Person nichts zwischen die Zähne.
  • Geben Sie ihr nichts zu trinken.
  • Beatmen Sie die Betroffene oder den Betroffenen nicht.

Wann den Notruf wählen?

Wen der Anfall länger als 3 Minuten dauert, sich die Person verletzt oder Problem beim Atmen hat, zögern Sie nicht, unter der Nummer 144 den Notruf zu wählen. Auch gilt es den Notruf zu wählen, wenn die Person nicht wieder zu sich kommt oder einen erneuten Anfall hat.

Was ist ein epileptischer Anfall überhaupt?

In der Medizin wird zwischen einem epileptischen Anfall und Epilepsie als Krankheit unterschieden. Ein epileptischer Anfall ist ein einmaliges, plötzliches Ereignis, das durch eine vorübergehende Störung im Gehirn ausgelöst wird und meist nach wenigen Sekunden oder Minuten abklingt. Umstände, die einen Anfall auslösen können, sind typischerweise:

  • Schlafmangel
  • psychische Erkrankungen
  • Entzug von Alkohol oder Drogen
  • Stoffwechselstörungen
  • Vergiftungen
  • Nebenwirkungen von Medikamenten

Epilepsie als Krankheit

Mit der Regeneration oder Genesung treten die Anfälle in der Regel nicht mehr auf. Anders bei Epilepsie. Treten mindestens 2 solcher Anfälle ohne erkennbare Ursache im Abstand von mehr als 24 Stunden auf, oder wenn das Risiko eines erneuten Anfalls von einer Fachperson als sehr hoch eingeschätzt wird, spricht die Medizin von Epilepsie. Interessant ist, dass ein Drittel aller Epileptikerinnen und Epileptiker ihren ersten Anfall bereits als Kind und ein weiteres Drittel erst nach dem 60. Lebensjahr haben.

Epilepsie erklärt – mit Dominique Meier von Epi Suisse

Expertin Dominique Meier klärt über die Erkrankung auf und entkräftet gängige Vorurteile.
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Formen der Epilepsie

Eine Epilepsie kann sich je nach Form ganz unterschiedlich äussern. Unterschieden wird zwischen fokalen und generalisierten Anfällen.

Krampfanfall

Die generalisierten Anfälle werden auch Krampfanfälle genannt und kommen der verbreiteten Vorstellung von Epilepsie am nächsten.

Grand mal

Bei generalisierten tonisch-klonischen Anfällen (oder auch: Grand mal) versteift sich der ganze Körper, die betroffene Person atmet nur noch flach und verliert das Bewusstsein. Nach 10 bis 30 Sekunden setzen unkontrollierte Zuckungen ein.

Fokale Anfälle

Meistens verläuft ein epileptischer Anfall jedoch viel weniger dramatisch. So sind bei Erwachsenen fokale Anfälle (oder auch: Schläfenlappen- oder Stirnlappen-Epilepsie) die häufigste Form. Bei dieser Form kann es zu automatisierten Bewegungsabläufen kommen. Die Betroffenen wirken dabei wie in Trance.

Petit mal

Bei Kindern wiederum sind Absencen die häufigste Anfallsform. Die Kinder sind dabei nur für 5 bis 10 Sekunden kurz weg. Die Augen sind dabei offen, der Blick aber leer. Für Aussenstehende sind die beiden letzten Formen nur schwer zu erkennen.

Anzeichen eines epileptischen Anfalls

So unterschiedlich die Formen einer Epilepsie sind, so verschieden sind auch die Vorboten. Manche Epileptikerinnen und Epileptiker spüren erste Vorzeichen bereits mehrere Tage oder Stunden vor dem Anfall. Bei anderen wiederum kommt er wie aus heiterem Himmel.

Aura als Epilepsie-Vorbote

Ein erstes Anzeichen für einen Anfall kann eine sogenannte Aura sein. Diese zeigt sich oftmals mit einer veränderten Wahrnehmung, so zum Beispiel mit einem komischen Geschmack im Mund.

Anzeichen: Schwindel und Unwohlsein

Auch Schwindel oder allgemeines Unwohlsein können zu einer Aura gehören. Bestenfalls werden Epileptikerinnen und Epileptiker dadurch gewarnt und können Sicherheits­massnahmen ergreifen, wie zum Beispiel sich auf den Boden zu legen oder Dritte zu verständigen.

Mögliche Trigger und Reizfaktoren

Für Personen mit Epilepsie kann es zudem hilfreich sein, sich mit sogenannten Triggern auseinander­zusetzen, die Anfälle begünstigen können. Trigger sind beispielsweise:

  • Stress
  • Schlafmangel
  • Flackerlicht
  • Alkohol- und Drogenmissbrauch
  • Lesen
  • Laute Geräusche
  • Schreckhafte Momente
  • Fieberhafte Infekte
  • Bestimmte Medikamente

Hinweis: Die Trigger können je nach Person ganz unterschiedlich sein. Es kann sich deshalb lohnen, eine Art Tagebuch zu führen, um Gemeinsamkeiten zwischen den Anfällen zu finden und sie somit besser kontrollieren zu können.

Leben mit Epilepsie

Grundsätzlich kann mit Epilepsie ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben geführt werden. Sehr viele Betroffene können mit den passenden Medikamenten auch anfallsfrei leben. Je nach Epilepsieform kann es jedoch Sinn machen, individuelle Vorsichts­massnahmen zu prüfen. So kann es beispielsweise sinnvoll sein, nur mit erfahrenen Schwimmerinnen und Schwimmern ins Wasser zu gehen oder nur in verkehrsberuhigten Gebieten Velo zu fahren. Nehmen Sie am besten mit Ihrer zuständigen medizinischen Fachperson eine persönliche Risikoeinschätzung vor.

Im Gespräch mit der Betroffenen Nora Stalder

Nora Stalder erzählt, was ihr bei epileptischen Anfällen geholfen hat und wie sich ihr Leben durch ein neues Medikament verändert hat.
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Hilfsmittel bei Epilepsie und regelmässigen Krampfanfällen

Je nach Anfallsform und -häufigkeit kann auch das selbstständige Leben eine Herausforderung sein. Notfallarmbänder, Anfallsarmbänder oder andere Notrufdienste können Epileptikerinnen und Epileptiker Sicherheit geben.

Das eigene Umfeld aufklären

Um Ängste und Unsicherheiten seitens Angehöriger, Freunden oder Kolleginnen abzubauen, kann es hilfreich sein, diese sachlich über das Krankheitsbild sowie die Anfallsform und -häufigkeit aufzuklären. Zudem kann eine kurze Merkliste nützlich sein, die zusammen mit dem Notfallmedikament (falls vorhanden) an gut zugänglicher Stelle hinterlegt wird. Eine weitere Möglichkeit sind Poster, die beispielsweise im Gemeinschaftsraum aufgehängt werden. Poster können bei der Schweizerischen Epilepsie-Liga heruntergeladen werden. Es gibt sie sowohl für Erwachsene als auch für Kinder.

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