Die eigene Grenze kommt nicht plötzlich
Im Podcast erzählt Evelyne Binsack über ihren Umgang mit Grenzen. Grenzen überwinden, aber letztlich auch Grenzen kennen und wahren – das sind Themen, welche die Extrembergsteigerin seit Jahrzehnten beschäftigen.
Grenzen überwinden aus Sicht Bergsteigern
Der Podcast mit Evelyne Binsack zeigt, wie eine Extrembergsteigerin in ihrem Leben mit Grenzen umgegangen ist. Im Gespräch wird klar, dass Grenzen zu überwinden zwar bereichernd sein kann, aber die letzte Grenze immer gewahrt werden sollte. Dabei zeigt sich die Bergführerin verletzlich und selbstkritisch – gerade in jungen Jahren habe sie nicht immer die richtige Entscheidung getroffen.
Grenzen überwinden lernen
«Wer bist du noch, wenn du quasi nackt vor dir selber stehst? Das hat mich seit meiner Jugend fasziniert», sagt Evelyne Binsack ganz am Anfang des ausführlichen Gesprächs über Grenzen. Diese Frage hat die heute 55-Jährige ein Leben lang begleitet. Die Grenzgängerin schaffte es aus eigener Muskelkraft auf den höchsten, den südlichsten und den nördlichsten Punkt der Welt. Somit ist sie der einzige Mensch, der die gesamte Hemisphäre aus eigener Kraft durchquerte und immer wieder an neue Grenzen gestossen ist. Am Nordpol waren es die Kälte und die Wildnis, die ihr zusetzten, am Südpol die heftigen Stürme, am Everest dessen Exponiertheit.
Wer ist Evelyne Binsack?
Evelyne Binsack ist eine der ersten diplomierten Bergführerinnen Europas und bestieg 2001 als erste Schweizerin den Mount Everest. Aus eigener Muskelkraft schaffte es die heute 55-Jährige auf den höchsten, den südlichsten und den nördlichsten Punkt der Welt. Evelyne Binsack ist heute als Referentin und Führungscoach tätig.
Als Leichtathletin erste Grenzen kennengelernt
Angefangen, sich mit Grenzen zu beschäftigen, hat Evelyne Binsack als junge Leichtathletin. Wenn man Schmerzgrenzen in einem gesunden Mass immer wieder überwinde, wachse man daran. «Je häufiger man das macht, desto besser lernt man seinen Körper kennen», sagt sie. Man steigere aber auch seine Fähigkeiten und trainiere die Willenskraft. So gelingt es, in einem Bereich immer besser zu werden, und die eigene Grenze auch mal nach oben anzupassen. «Damit man diese Anstrengungen auf sich nimmt, braucht es aber ganz klar eine Passion dafür», findet Evelyne Binsack. Nur so sei man ausdauernd sowie offen für die unabdingbaren Schwierigkeiten und Überanstrengungen.
Grenzen wahren als wichtige Stärke
Nicht immer plädiert die Bergführerin allerdings dafür, Grenzen hinter sich zu lassen. Als sie im Gespräch an ihre Expeditionen in die Polarregionen oder auf die höchsten Berge der Welt zurückdenkt, vergleicht sie die Grenzerfahrungen mit Schutzschaltstellen im Körper. «Die eigene Grenze kommt nicht plötzlich», sagt sie. Vielmehr habe der Körper zahlreiche Schwellen, die man überwinden könne, bis am Schluss keine mehr übrig sei. Wer bei der totalen Erschöpfung angekommen sei und über diese letzte Schwelle hinausgehe, nehme den Tod in Kauf. Trotz der unglaublichen Erschöpfung habe sie diese Grenze jeweils sehr bewusst wahrgenommen und gewusst, wann Schluss sei.
Grenzerfahrungen sammeln
Sie war selbst mehrmals im Leben an diesem wegweisenden Punkt. So erzählt Evelyne Binsack von Patagonien, als sie bei miesem Wetter einen Monat lang am Fitz Roy unterwegs war und einfach nicht mehr konnte. Auch kurz vor dem Ziel am Südpol sei sie zusammengebrochen, nachdem ihr ein Teammitglied Essen geklaut habe. Und nachdem sie am Mount Everest in eine Eislawine gekommen war, holte sie sich einen Virus im Basislager. Obwohl sie es danach noch einmal am Berg versuchte, musste sie die Expedition abbrechen.
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