Powernap: Warum der Turboschlaf sich lohnt
Der Mittagsschlaf, auch Powernap genannt, hat im hektischen Alltag kaum Platz. Dabei wäre er eine Wohltat für Körper und Geist.
Der Ursprung des Powernaps
Die Kunst des Mittagsschlafs soll Salvador Dalí meisterlich beherrscht haben. Er setzte sich in einen Sessel und legte die Arme auf die Lehnen. In einer Hand hielt er einen Löffel. Dann dämmerte er weg. Fiel der Löffel durch die sich entspannende Muskulatur scheppernd zu Boden, war der richtige Zeitpunkt, das Schläfchen zu beenden.
Powernap dauert maximal 30 Minuten
Freilich kann man sich fürs Powernapping auch hinlegen und einen Wecker stellen. Wichtig ist, die Zeit auf maximal 20-30 Minuten zu beschränken. «So lassen sich körperliche Trägheit und lange Anlaufphasen nach dem Aufwachen vermeiden», sagt Daniel Brunner vom Zentrum für Schlafmedizin Hirslanden. Seinen Angaben nach reicht bereits ein zehn- bis zwanzigminütiger Turboschlaf, um sich zu erquicken.
Kurzer Mittagsschlaf sinnvoller als Kaffee?
Dass es sinnvoll ist, sich tagsüber zu erholen, steht für den Schlafexperten ausser Frage. Je nachdem, wie belastet wir sind, lässt die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit nach 2 bis 4 Stunden nach. Oft muss dann im stressigen Alltag ein Kaffee oder etwas Bewegung an der frischen Luft reichen. Optimal aber wäre eine Liege- oder Schlafpause. Mit ihr regeneriert der ganze Organismus.
Trotzdem ist der Mittagsschlaf in unseren Breitengraden kaum akzeptiert – dies im Gegensatz zu südlichen Siesta-Ländern oder zum asiatischen Raum. Nur wenige Schweizer Firmen bieten bislang Ruheräume. Daniel Brunner plädiert dafür, die Scham abzulegen: Warum nicht im Büro den Kopf auf die Tischplatte legen, sich ins ungenutzte Sitzungs- oder Sanitätszimmer zurückziehen oder kurz im parkierten Auto einnicken?
Powernap bringt viele Vorteile
- schafft Distanz zu den täglichen Aufgaben und Sorgen
- reduziert die Gefahr von Überlastung und Erschöpfung
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verbessert die Lernfähigkeit und ist so auch eine Form von Gedächtnistraining
- beruhigt Puls und Atemfrequenz und reduziert Stresshormone. Dies alles hat einen positiven Effekt auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit
- lässt die Muskulatur und die Sinnesorgane regenerieren
- ist wohltuend bei Beschwerden am Bewegungsapparat und chronischen Leiden
Ruhebedürfnis anerkennen und Pausen einplanen
Aber: «Die Entspannungspause am Mittag soll ein Genuss und kein Zwang sein», sagt Daniel Brunner. Wichtig sei, dem Bedürfnis nach Erholung nachzugeben – unabhängig davon, ob man einschlafen kann oder nicht. Auch ohne Schlaf lässt sich von der positiven Wirkung einer solchen Auszeit profitieren. Eventuell helfen Entspannungstechniken, um herunterzufahren und abzuschalten.
Die Mittagszeit ist dabei nicht für jeden zwingend. Je nach Tagesablauf lässt sich ein Powernap früher oder später einbauen. Die Mittagspause bietet sich aber oft an, weil sich die Schläfrigkeit nach dem Essen und dem längeren ruhigen Sitzen ohnehin einstellt – nicht umsonst ist an Arbeitsplätzen vom «Suppenkoma» oder «Kantinentief» die Rede.
Fazit: Powernapping ist gesund und empfehlenswert. Ein verstärktes Schlafbedürfnis am Tag kann aber auch auf ungenügende Nachtruhe hinweisen. Gründe dafür sind möglicherweise nächtliche Atemaussetzer, Schmerzen oder Reflux-Symptome. Ist dies der Fall oder besteht der Verdacht darauf, empfiehlt sich ein Arztbesuch.