Säure-Basen-Haushalt: Körper entsäuern

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Während einige eine Übersäuerung für fast alle Erkrankungen verantwortlich machen, gehen andere davon aus, dass der Körper den Säure-Basen-Haushalt selbst regulieren kann. Die Wahrheit liegt vermutlich dazwischen.

Symptome von Übersäuerung

Warum gehen die Meinungen so weit auseinander? Das liegt womöglich daran, dass es keine eindeutigen Symptome gibt, die nur auf eine Übersäuerung zurückzuführen sind. Von Kopfschmerzen über unreine Haut und Verdauungsprobleme bis zu Schwindel kann alles Zeichen einer Übersäuerung sein, können aber auch etwas ganz anderes bedeuten.

Was heisst übersäuert?

Ob etwas sauer oder basisch ist, zeigt sich anhand des pH-Wertes. Ein Wert unter 7 gilt als sauer, alles darüber als basisch. Das menschliche Blut hat einen pH-Wert von 7,4. Schwankt er nur leicht, so ist das schon lebensgefährlich. Deshalb ist der Körper in der Lage, den pH-Wert zu regulieren und Säuren und Basen zu puffern.

So puffert der Körper Säuren

Der bedeutendste Puffer ist der Kohlensäure-Bikarbonat-Puffer. Er neutralisiert die Säuren, die man über die Nahrung zu sich genommen hat. Die Säuren werden in Form von Kohlendioxid abgeatmet. Auf diese Weise verlassen etwa 2/3 der Säuren den Körper. Nicht nur Lunge, Niere und Leber sind langfristig an der Säureregulation beteiligt. Auch über Schweiss und Darm wird ein kleiner Teil abgegeben.

Von allen Zusammensetzungen unserer Körpersäfte wirkt sich die Säure zweifellos am schädlichsten aus.
Hippokrates, 400 Jahre v. Chr.

Messung mit pH-Teststreifen

Werden Säuren abgebaut, zeigt sich das auch im Urin. Der pH-Wert des Urins schwankt im Gegensatz zum Blut zwischen 5-8. Werte in diesem Bereich gelten als unbedenklich. Mithilfe von Teststreifen kann man den pH-Wert im Urin ganz einfach von Zuhause aus messen. Mit dieser Messung lässt sich jedoch nicht sagen, ob eine Übersäuerung im Blut vorliegt. Das Resultat des Tests sagt nur aus, wieviel Säure über den Urin ausgeschieden wird.

Das passiert bei Übersäuerung

Eine Untersuchung des Unispitals Lausanne zeigte, dass bei Personen, die viele säurebildende Lebensmittel zu sich nehmen, bereits nach kurzer Zeit die im Knochen enthaltenen basischen Salze angezapft werden. So reguliert der Körper den Säureüberschuss, verliert aber gleichzeitig für die Knochen wichtiges Calcium. Das heisst, auch wenn die Urin-Werte im Normbereich liegen – stark säurebildende Ernährung über längere Zeit wirkt sich ungünstig auf die Knochenstabilität aus. Zusammenfassungen mehrerer Studien beteuern jedoch, dass dieser Zusammenhang nicht gesichert ist.

Doch nicht nur das: Das ständige Abpuffern von zu vielen Säuren in der Nahrung kann die Bildung von Harn- und Nierensteinen begünstigen. Sehr populär in vielen Ratgebern ist auch die sogenannte Bindegewebsazidose. Durch säureüberschüssige Ernährung über längere Zeit sollen sich sogenannte Bindegewebsschlacken bilden und zum Beispiel für Cellulite verantwortlich sein. Auch wenn es plausibel klingt – bewiesen ist diese These nicht.

In diesen Situationen neigt der Körper zur Übersäuerung

Um Übersäuerung zu erkennen, braucht es eine Labordiagnostik. Der pH-Wert eines 24-Stunden-Urins ist zu wenig aussagekräftig.

  • Intensivste körperliche Aktivität führt zur Erhöhung der Milchsäurekonzentration
  • Diabetes Mellitus
  • Fasten
  • übermässiger Alkoholkonsum
  • Mit zunehmendem Alter nimmt die Fähigkeit der Nieren, Säuren zu puffern, ab

Den Körper entsäuern

Nichtsdestotrotz zeigt die Erfahrung vieler erkrankten Menschen, die mit einer erhöhten Säurebildung zu kämpfen haben, dass sich eine «Entsäuerung» positiv auf ihre Leistungsfähigkeit, Verdauung und auf ihr Wohlbefinden auswirkt. Ein Beispiel: Bei Leistungssportlern erhöht intensiver Sport kurzfristig die Milchsäure-Konzentration im Blutserum. Eine basenreiche Ernährung soll deshalb gerade bei Leistungssportlern die Säuren besser puffern und so die Erschöpfung und Widerherstellung der Leistungsfähigkeit verbessern.

Wann ist ein Lebensmittel sauer?

Bei Nahrungsmittel wird «sauer» häufig falsch verstanden. Sauer schmeckende Lebensmittel wirken bei der Verdauung nicht unbedingt säurebildend. Schwefelhaltige Eiweissbausteine, wie sie zum Beispiel in Fleisch enthalten sind, bilden Säuren im Körper. Obst und Gemüse gehören dank vieler Minerale in der Regel zu den basisch wirkenden Lebensmitteln.

Wichtig ist also, ob die Nahrungsmittel säurebildend oder basenbildend verstoffwechselt werden, nicht wie sie als Lebensmittel in ursprünglicher Form sind. Dabei findet man sehr unterschiedliche Angaben zu dem Säure-Gehalt der einzelnen Lebensmittel. An was liegt das? Manche Quellen geben den pH-Wert des Lebensmittels an, andere, wie der Wert in verstoffwechselter Form wirkt. Ausserdem ändert sich der pH-Wert je nach Anbau, Zubereitung und Verdauung der Lebensmittel.

Fun-Facts

Zitrone

Obwohl die gelbe Frucht aufgrund ihrer Fruchtsäuren eindeutig sauer schmeckt, gehört sie zu den basischen Lebensmitteln. Zitronenwasser kann dementsprechend eine Übersäuerung vorbeugen.
Zitronenwasser

Löwenzahn

Diese basische Heilpflanze ist alles andere als Unkraut. Die darin enthaltenen Bitterstoffe regen unter anderem die entsäurende Funktion der Leber an.
Essbare Wildpflanzen

Linsen

Nicht alle säurebildende Lebensmittel sind partout schlecht: Linsen sind z.B. leicht säurebildend – man sollte sie aber auch bei einer grösstenteils basischen Ernährung nicht weglassen.
Wertvolle Mineralstoffe

Basische Lebensmittel

Die Schweizerische Vereinigung für Ernährung macht die Einteilung der Lebensmittel nach Remer und Manz. Die durchschnittliche Säurebelastung für die Niere verschiedener Lebensmittel wird nach PRAL (potentielle renale Säurebelastung) angegeben. Je höher der Wert ist, desto säurebildender. Ist es ein negativer Wert, wird das Lebensmittel basisch verstoffwechselt. Empfohlen wird in der Regel, bis zu 80% basenbildende Lebensmittel zu sich zu nehmen und nur 20% Säurebildende.

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