Atemtherapie: Krankheiten heilen durch richtiges Atmen
Der Atem hat eine starke gesundheitsfördernde Wirkung. Diese Wirkung nutzt die Atemtherapie. Durch Atemübungen hilft die Atemtherapie bei den unterschiedlichsten körperlichen und psychischen Krankheiten. Doch wie genau funktioniert das?
Weshalb der Atem viele Krankheiten heilen kann
Es tönt fast zu gut, um wahr zu sein: Mit dem Atem Krankheiten heilen. Doch dem Atem kommt eine so grosse Heilkraft zu, dass zahlreiche Krankheiten und Beschwerden gelindert werden können – von körperlichen bis psychischen. Weshalb ist dies so? Der Atem ist eine der allerwichtigsten Funktionen des Körpers. Er versorgt alle Organe mit lebenswichtigem Sauerstoff. Aufgrund dieser zentralen Funktion fürs Leben geht von ihm eine gewaltige Kraft aus. Diese Kraft nutzt die Atemtherapie. Die sanfte, schonende und gleichzeitig tiefgreifende Arbeit mit dem Atem entfaltet bei jeder Erkrankung und Befindlichkeitsstörung positive Wirkungen.
Was ist Atemtherapie?
Die Atemtherapie hat das Ziel, die Lungenfunktion zu verbessern und falsch erlernte Atemgewohnheiten abzulegen. Dies geschieht durch Atemübungen. Diese erleichtern das Atmen, stärken die Atemmuskulatur oder lassen die Muskeln bewusst entspannen. Auch helfen die Atemübungen dabei, den richtigen Atemrhythmus zu finden. Dabei wirkt die Atemtherapie ganzheitlich: Sie hat einen positiven Einfluss auf den Körper (z. B. Lockerung, Dehnung), Geist und Seele (z.B. Entspannung, Beruhigung). Deshalb kann die Atemtherapie mit verschiedenen Schwerpunkten gesetzt werden: Atemtherapie im Bereich der Psychotherapie und im Bereich der Physiotherapie.
Atemtherapie hilft bei den meisten psychischen Krankheiten
Der Atem widerspiegelt nicht nur den aktuellen Zustand des Körpers, sondern auch das mentale Befinden. So atmen wir in einer stressigen Situation beispielsweise schnell und flach, bei Entspannung dagegen langsam und tief. Diesen Zusammenhang zwischen Atem und Psyche nutzt die Atemtherapie. Über bewusstes Atmen schult sie so die Wahrnehmung innerer Empfindungen. In der Psychiatrie wird die Atemtherapie bei den meisten Erkrankungen angewendet:
- Depression
- Angsterkrankungen
- Stresszustände
- Burnout-Syndrom
- Schlafstörungen
- Essstörungen
- Zwangsstörungen
Atemtherapie im Bereich der Physiotherapie
In der Physiotherapie werden Atemtechniken therapeutisch eingesetzt, um körperliche Erkrankungen oder deren Symptome positiv zu beeinflussen. Patienten mit einer Lungenerkrankung lernen beispielsweise ihre Atemmuskulatur gezielt zu stärken. Atemwegserkrankungen wie Asthma sind mit einer gestörten Atmung und häufig mit festsitzendem Sekret in den Bronchien verbunden. Deshalb ist es wichtig, Schleim effektiv abzuhusten und zu einer leichteren Atmung zu gelangen.
Lippenbremse bei Atemnot
Eine der typischsten atemtherapeutischen Übungen ist die sogenannte Lippenbremse. Diese Übung hilft bei akuter Atemnot. Die Lippenbremse bewirkt, dass der Atemstrom abgebremst wird und dadurch die Atemwege geweitet bleiben.
So funktioniert’s:
- Lippe spitzen wie beim Pfeifen.
- Oberlippe leicht vorstülpen, sodass die Lippe nur ein Spalt weit geöffnet ist.
- Durch die schmal geöffneten Lippen langsam und gleichmässig ausatmen. Luft nicht herauspressen.
Bei korrekter Anwendung dauert das Ausatmen länger als das Einatmen.
Atemtherapie hilft bei diesen körperlichen Krankheiten
Beschwerden, die eine physiotherapeutische Atemtherapie notwendig machen, sind anfallsartige oder dauerhaft bestehende Atemnot, Auswurf, Husten und Atemfunktionsstörungen.
Solche Beschwerden treten zum Beispiel auf bei:
- Chronisch obstruktive Bronchitis und chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD
- Asthma
- Lungenentzündung
- Lungenfibrose
- Zystische Fibrose
- Operationen oder Traumata im Bereich des Brustkorbs
- Lähmungserkrankungen
Auch andere körperliche Erkrankungen können von der Atemtherapie profitieren. Ein Beispiel sind chronische Rückenschmerzen, da über die Atmung die Beweglichkeit von Rippen oder Brustwirbeln verbessert und das Zwerchfell gedehnt werden kann.