Keine Angst vor der Angst: ein Erfahrungsbericht
Wie es ist, 50 Jahre mit einer Angstproblematik zu leben und wie es sich anfühlt, wenn die Angst ihre Bedrohlichkeit verliert, berichtet unser Kunde Jörg Hartmann.
Was ist Angst?
Der Begriff «Angst» bedeutet «Eng, Bedrängnis» und «Würgen» und beschreibt so treffend, wie sie sich anfühlt. Sie ist ein Grundgefühl und somit kulturunspezifisch. Den Gesichtsausdruck von Angst erkennt man auf der ganzen Welt und so gut wie jeder weiss, wie sie sich anfühlt. «Angst» ist ein Oberbegriff für viele Gefühlsregungen – wird sie zum Problem, spricht man beispielsweise von Phobien, Panikstörung, generalisierte oder soziale Angststörung, Agoraphobie.
Verstehen: Auslöser erkennen
Unabhängig davon, was die Angst jeweils auslöst: ist sie da, kann die teilweise heftige körperliche Reaktion und das Gefühl, ausgeliefert zu sein als vernichtend oder zutiefst beschämend erlebt werden. Einigen ist klar, woher ihre Angst kommt, andere können es sich nicht erklären.
Durch die Auseinandersetzung mit seiner Angst konnte Jörg Hartmann nachvollziehen, dass deren Ursprung weit zurückliegt. Mühe mit dem ABC, der Rechtschreibung und eine unschöne Schrift prägten seine Schul- und Studienzeit. Erst mit über 40 wurde die Vermutung «Legasthenie» geäussert – die Angst vor dem Schreiben hatte da bereits einen festen Platz in seinem Leben eingenommen.
Vermeiden: Keine Angst, kein Problem
Viele Angst-Betroffene haben eines gemeinsam: sie vermeiden die angstauslösende Situation. Nur ist es genau diese Vermeidung, die alltägliche Handlungen wie Einkaufen, über eine Brücke gehen oder ein Formular unterschreiben, zu einer grossen Herausforderung machen. Denn es ist nicht nur die Angst selbst, sondern vor allem die Angst vor der Angst, die den Alltag einschränkt und Freiheit raubt.
Dass 50 Jahre Angstproblematik und 50 Jahre Vermeidung ein unglaublicher Kraftakt sind, sieht Herr Hartmann heute deutlich. Viele Jahre, die trotz beruflicher Karriere und Familienleben davon geprägt waren ja nicht aufzufallen. Denn was würden die anderen denken… Seiner Frau konnte er seinen Kampf schliesslich anvertrauen. Eine gewisse Erleichterung, ein bisschen weniger allein sein mit der Angst. Einem Arzt eröffnete er seine Probleme erst viel später und bekam als Hilfe Medikamente – gelöst war die Angst damit aber nicht.
Konfrontieren: Auge in Auge mit der Angst
In der Behandlung einer Angstproblematik kommt man in der Regel nicht umhin, sich der angstauslösenden Situationen zu stellen. Die richtige Vorbereitung mit Entspannungstechniken ist dabei zentral: der Körper kann nicht entspannt sein und gleichzeitig eine Angstreaktion haben. Das erkannte auch Jörg Hartmann.
Hilfe erhalten und Angst überwinden
Anhand des Onlinetrainings bei Angstgefühlen, welches unser Kunde als freundlich und fordernd bezeichnet, wagt er sich immer näher an seine Angst heran. Ihm war klar: Der Punkt kommt, an dem man sich der Angst stellen muss. Damit sie ihren Schrecken verliert und nicht mehr dominiert. Belohnt wurde er dafür mit einem neuen Lebensgefühl, voll von Freiheit und Neugier. Rückblickend wünscht sich der heute 80-Jährige, er wäre dieses Thema schon viel früher angegangen.
Die ganze Geschichte von Herrn Hartmann im Podcast hören.