Rückbildung nach der Geburt: darauf kommt's an
Rückbildungsgymnastik ist wichtig, um die gedehnten und belasteten Bänder und Muskeln nach der Schwangerschaft zu stärken. Worauf man bei Kaiserschnitt und einer natürlichen Geburt achten sollte.
Rückbildung nach Geburt: wann anfangen?
Ein Rückbildungskurs kann ab ca. 6 Wochen nach der Geburt besucht werden. Besprechen Sie das am besten mit ihrer Gynäkologin oder Hebamme. Wichtig dabei: Es ist nie zu spät für ein Rückbildungstraining. Auch wenn die Geburt bereits ein Jahr oder länger her ist, ist es nicht verkehrt, etwas für seine Körpermitte zu tun.
Rückbildung startet bereits im Wochenbett
Das Ankommen in der neuen Situation, die Ruhe sowie die Regeneration sollten im Wochenbett im Fokus sein. Dennoch spricht nichts dagegen, die natürlichen Rückbildungsprozesse mit sanften Aktivierungsübungen zu unterstützen. Worauf man im Wochenbett jedoch achten sollte?
Besonders wichtig ist ein angepasstes Alltagsverhalten:
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Sich über die Seite hinlegen und aufstehen.
- Beckenboden möglichst häufig entlasten, zum Beispiel indem man das Becken mit einem Kissen hochlagert.
- Keine schweren Gewichte heben und tragen.
- Auf der Toilette nicht pressen.
Wozu Rückbildungsgymnastik?
Während der Schwangerschaft gibt es viele körperliche Veränderungen: z.B. werden die Bauchmuskeln gedehnt, um dem Baby Platz zu machen. Das führt gegen Ende der Schwangerschaft zum Auseinanderweichen der geraden Bauchmuskeln – einer sogenannte Rektusdiastase – und dadurch fehlender Spannung bei der Sehnenplatte. Diese Rektusdiastase bildet sich nach der Geburt häufig von alleine zurück. Aber nicht immer. Rückbildungsübungen helfen, den Bauch wieder zu stabilisieren.
Beckenboden-Training: ist es dasselbe?
Nein. Aber Beckenbodentraining ist ein wichtiger Teil von der Rückbildungsgymnastik. Da aber bei einer Schwangerschaft auch andere Muskeln und Bänder gedehnt und belastet werden, gehört zu Rückbildungsgymnastik etwas mehr.
Wie lange dauert die Rückbildung des Beckenbodens und der Vagina?
Der Beckenboden hat nach 6 bis 9 Monaten nach der Schwangerschaft wieder seine Spannkraft und Funktionalität. Inkontinenz und Organsenkungen sind besonders nach Geburten nicht selten. Trotzdem sollte man eine Inkontinenz nach der Geburt nicht einfach so hinnehmen. Spezialisierte Beckenbodentherapeuten machen in solchen Fällen ein Beckenbodenultraschall und bieten spezielle Behandlungen an. Die Scheide bzw. die Vagina bildet sich nach Geburt meist sehr schnell wieder zurück – auch hier unterstützten Beckenbodenübungen die Rückbildung.
Rückbildung nach einer vaginalen Geburt
Bei der vaginalen Geburt wird der Beckenboden maximal gedehnt. Neben Entlastung in der ersten Zeit nach der Geburt kann er mit einem ganzheitlichen Beckenbodentraining seine Funktionalität wieder erlangen.
Auch die Rumpfmuskulatur trainieren
Sich «nur» um den Beckenboden und den Bauch zu kümmern, ist kein ganzheitliches Rückbildungstraining: Die ganze Haltung verändert sich in der Schwangerschaft durch den veränderten Schwerpunkt, das weichere Gewebe und die veränderte Beckenposition (z.B. kippt das Becken nach vorne). Deshalb ist ein Ganzkörpertraining, welches den Beckenboden und die Rumpfmuskulatur integriert, sinnvoll.
Welche Rückbildung nach einem Kaiserschnitt?
Die körperlichen Veränderungen durch eine Schwangerschaft hat Frau auch bei einer Bauchgeburt (Kaiserschnitt). Auch dann ist der weibliche Beckenboden durch die hormonelle Umstellung in der Schwangerschaft weicher und wird durch das Tragen des Kindes im Bauch mehr belastet. Deshalb ist ein Rückbildungstraining auch nach dem Kaiserschnitt ein Muss. Durch die Bauchgeburt ist die Verbindung mit den tiefen Bauchmuskeln oft eine Herausforderung. Spezielle Übungen helfen hier. Weiter ist es sinnvoll, auch die Kaiserschnittnarbe zu pflegen und zu mobilisieren.
Hilfreiche Rückbildungs-Übungen
Es lohnt sich, diese Übungen immer wieder während der Rückbildungszeit zu machen.
Atem-Übung: Zwerchfell an richtige Position rücken
Bewusstes Ein- und Ausatmen kann nach der Geburt helfen, sich mit dem Beckenboden und den tiefen Bauchmuskeln zu verbinden. Weiter hilft es dem Zwerchfell, zurück in seine Position zu kommen.
- Einatmen: Das Zwerchfell spannt sich an und sinkt nach unten. Der Beckenboden und die Bauchmuskeln entspannen (passiert alles automatisch).
- Ausatmen: Das Zwerchfell entspannt und geht zur Ausgangsstellung zurück. Die Bauchmuskeln und der Beckenboden kontrahieren automatisch.
Tipp: Während des Alltags immer wieder bewusst atmen und sich dafür Reminder setzen.
Pelvic Tilt: Mobilisierung der Wirbelsäule
Diese Übung tut unter anderem der Haltung gut, da sie die Lendenwirbelsäule mobilisiert. Weiter hilft sie bei der Wahrnehmung und Aktivierung des Beckenbodens und der Rumpfmuskulatur.
- Einatmen: Rückenlage, Beine aufgestellt und in neutrale Beckenposition.
- Ausatmen: Schambein Richtung Brustbein, unterer Rücken kommt sanft auf den Boden.
Dank Squats den Beckenboden bewusster wahrnehmen
- Mit einem schmalen Squat anfangen: Was wird wahrgenommen bei der Bewegung nach unten, was bei der Bewegung nach oben im Beckenbodenbereich?
- Gerne kann auch die Atmung mitgenommen werden: Einatmen beim Runtergehen, Ausatmen beim Hochgehen.
Online-Übungen von Expertin entwickelt
Gemeinsam mit Anna Tomaschett hat Stefanie Meyer das Start-up 'rund8fit' gegründet. Auf der Trainingsplattform rund8fit werden Schwangere und Mütter motiviert, in Bewegung zu bleiben – angepasst an die jeweilige Phase werden sichere und abwechslungsreiche Programme angeboten. Auf dem Youtube Kanal befinden sich zudem zahlreiche, kostenlose Übungs-Videos.
Wieviel Rückbildungsgymnastik braucht es?
Mehrmals pro Woche kürzere Sequenzen sind besser als einmal pro Woche 60 Minuten. Passend zum Alltag mit Kind ganz nach dem Motto: 5 Minuten sind besser als gar nichts. Idealerweise geht ein Rückbildungskurs mindestens über 8 Wochen. Die Rückbildung braucht Zeit und geht über den Rückbildungskurs hinaus. Mediziner empfehlen frisch gebackenen Mamis deshalb, nach und nach wieder in den Sport einzusteigen und weiterhin Core-Training integrieren.
Vorsichtig beginnen
Wichtig ist ein sanfter Start mit den Basics: Atmung, Wahrnehmung und Aktivierung Beckenboden und tiefe Bauchmuskeln, Haltung. Aber auch eine Steigerung über die 8 Wochen ist wichtig, weil der Alltag mit Kind Kraft braucht.