Melatonin: Warum es für ei­nen guten Schlaf wichtig ist

Melatonin & Co: Wie Schlafhormone auf uns wirken

Schlafstörungen und wenig Schlaf sind ungesund, so viel ist klar. Viele Betroffene fragen sich deshalb, wie sie ihren Schlaf verbessern können. Gesunder Schlaf ist sehr stark von einem Hormon abhängig – dem Schlafhormon Melatonin. Wie kann man sich dieses Hormon zu Nutzen machen?

Was ist Melatonin?

Melatonin ist ein körpereigenes Hormon. Umgangssprachlich wird es oft als Schlafhormon betitelt. Denn die wichtigste Funktion von Melatonin ist die Steuerung unseres Schlaf-Wach-Rhythmus. Einfach gesagt: Sobald unser Körper das Hormon Melatonin ausschüttet, werden wir Müde und unser Körper verlangt nach Schlaf. Sinkt der Melatonin-Spiegel, schwindet die Müdigkeit.

Wirkung des Schlaf-Hormons

Nicht nur der Schlaf-Wach-Rhythmus wird von Melatonin beeinflusst. Das Hormon wirkt sich auch auf weitere Funktionen im Körper positiv aus.

  • Stärkt Immunsystem: Das Hormon unterstützt auch unser Immunsystem. Es kann, je nach Immunreaktion, eine stärkende oder hemmende Wirkung auf das Immunsystem haben.
  • Antioxidative Wirkung: Weiter hat das Schlafhormon Melatonin eine antioxidative Wirkung. Dadurch verhindert oder verlangsamt es Oxidation in unseren Zellen und hilft diesen sich zu reparieren.
  • Reguliert Austausch zwischen Blut & Gehirn: Das Hormon kann ausserdem zu einer starken Blut-Hirn-Schranke beitragen. Dies ist die Barriere zwischen dem Blutkreislauf und unserem Zentralnervensystem. Sie reguliert den Stoffaustausch zwischen Blut und Gehirn.

Symptome eines Melatonin-Mangels

Ein Melatoninmangel kann sich auf verschiedene Arten bemerkbar machen. Zum Beispiel auch in Form von Sodbrennen, denn das Schlafhormon hat eine hemmende Wirkung auf die Produktion von Magensäure. Zu den weiteren verbreiteten Symptomen zählen:

  • Schlafstörungen und Schlafmangel
  • Störungen des Tag-Nacht-Rhythmus
  • Tagesmüdigkeit und chronische Erschöpfung
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Depressive Verstimmungen und Stimmungsschwankungen

Tipps für gesunden Schlaf

Schlafstörungen und nicht erholsamer Schlaf können uns sehr belasten. Wir merken es einerseits tagsüber und andererseits schwächt Schlafmangel unser Immunsystem drastisch.

Melatonin-Produktion fördern

  • Schlafenszeiten regeln: Ein Schlaf-Wach-Rhythmus mit geregelten Schlafenszeiten und bewusster Schlafhygiene sind förderlich. Unsere innere Uhr ist ein Gewohnheitstier, bleiben die Zeiten für Schlafen und Aufstehen gleich, wird Melatonin eher zu den richtigen Zeiten ausgeschüttet und abgebaut.
  • Licht dimmen am Abend und vor dem Schlaf auf Tablets und Smartphones verzichten. Vor allem Blaulicht beeinflusst den Schlaf, da es der Produktion des Schlafhormons entgegenwirkt. Gegebenenfalls können Blaulichtfilter helfen.
  • Verschiedene Pflanzen können als natürliche Schlafmittel dienen.
  • Viel Tageslicht erhöht unseren Serotoninspiegel, dadurch sind die Voraussetzungen für die Melatoninproduktion besser.
  • Entspannen: Am Abend sollten wir unseren Stress abbauen, dadurch sinkt der Cortisolspiegel. Zu viel des Stresshormons Cortisol blockiert die Ausschüttung von Melatonin.

Wann wird Melatonin ausgeschüttet?

Die Ausschüttung von Melatonin ist im Wesentlichen von unserer inneren Uhr und dem einfallenden Licht abhängig. Sobald es dunkel wird, steigert sich in Abstimmung mit der inneren Uhr unser Melatonin-Spiegel. Die Zirbeldrüse im Gehirn wandelt dabei das Glückshormon Serotonin in Melatonin um.

Cortisol macht wach

Zwischen 1 und 3 Uhr nachts erreicht die Melatonin-Konzentration ihren Höhepunkt. Gegen Morgen sinkt die Konzentration und der Körper schüttet zusätzlich das Stresshormon Cortisol aus. Cortisol macht wach und der Körper bereitet sich dadurch auf die Tagesbelastung vor.

Der Schlaf-Wach-Rhythmus ist untrennbar mit unserer inneren Uhr verbunden.
Prof. Dr. Gregor Eichele

Innere Uhr beeinflusst den Tagesrhythmus

Dass unser Schlaf-Wach-Rhythmus nicht ausschliesslich vom Licht abhängig ist, macht ein Blick auf den Hell-Dunkel-Zyklus unseres Lebens klar. Die künstlichen Lichtquellen am Abend hätten sonst eine katastrophale Auswirkung auf unseren Schlaf und Schichtarbeit wäre unmöglich. Es ist also auch die innere Uhr, die einen Einfluss auf die Melatonin-Produktion in unserem Gehirn hat. Evolutionsbedingt haben nahezu alle Organismen auf der Welt eine innere oder auch biologische Uhr. Dadurch passen sich Organismen auf die Rhythmen der Natur an.

Lange Reisen stören den Schlaf

Wenn wir in einer anderen Zeitzone landen, kann unsere biologische Uhr durcheinanderkommen. Tag-Nacht-Rhythmus stimmen dann nicht mehr mit unserem verinnerlichten Schlaf-Wach-Zyklus überein. Der Melatonin-Spiegel steigt zu früh am Tag oder ist in der Nacht zu tief.

Wann sind Medikamente sinnvoll?

Melatonin-Medikamente in Form von Retardtabletten sind in der Schweiz verschreibungspflichtig. Zugelassen ist eine kurzzeitige Behandlung von Patienten ab 55 Jahren mit primärer Insomnie. Dies sind Schlafstörungen, die nicht das Resultat einer körperlichen oder psychischen Erkrankung sind. Auch zugelassen sind Melatonin Kapseln bei Minderjährigen oder Jugendlichen mit einer Autismus-Spektrum-Störung oder dem Smith-Magenis-Syndrom. Die Melatonin-Tabletten haben eine schlaffördernde Wirkung.

Nebenwirkungen der Kapseln

Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen Kopf-, Rücken- und Gelenkschmerzen sowie Entzündungen des Nasen- und Rachenraums. Die Einnahme von Melatonin sollte immer mit dem Arzt abgesprochen werden, auch um Wechselwirkung mit anderen Medikamenten auszuschliessen.

Melatonin-Spray & andere Produkte

Klinische Studien zeigen, dass Melatonin gegen Jetlag-Symptome wirksam sein kann. Jedoch sind Melatonin-Präparate, zum Beispiel Melatonin-Spray oder Nahrungsergänzungsmittel, in der Schweiz nicht offiziell zugelassen.

Melatonin-Spiegel im Alter

Mit steigendem Alter nimmt der Melatonin-Spiegel ab. Die Ursache ist eine natürliche Verkalkung in der Zirbeldrüse. Das Organ im Gehirn kann dadurch weniger des Hormons produzieren und speichern. Die Folgen sind kürzerer Schlaf und vor allem weniger, erholsamer Tiefschlaf sowie ein erhöhtes Risiko für Schlafstörungen. Guter Schlaf wird also mit steigendem Alter seltener.

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